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Offizielle Erklärung der Arbeitsgruppe des Festivals „MediaUdar“ bezüglich der Provokation durch die Organisation „Antidealer“.

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Das Festival für aktivistische Kunst „MediaUdar“*1 ist seit seiner Gründung im Jahr 2011 eine freie Plattform für den Austausch von Ideen und Praxiserfahrung im Bereich Kunst und Aktivismus. „MediaUdar“ — ist ein aus eigener Kraft heraus organisierter Freiraum, in dessen Rahmen sowohl Vorträge, Diskussionen und Workshops mit russischen und internationalen Künstlern, Aktivisten und Philosophen durchgeführt werden, als auch Rock-Konzerte, Kino-Clubs, Kinderveranstaltungen und viele andere Events stattfinden.

Das Projekt „Narcophobia“, dessen Projektpräsentation bei dem Festival dazu führte, dass die Vertreter der Bewegung „Antidealer“ die Polizei kommen ließen, setzt sich ein für die Humanisierung der Drogenpolitik in Russland und die Entstigmatisierung der Drogenkonsumenten im gesellschaftlichen Bewusstsein. Das Projekt fordert einen offenen Zugang zu Therapieprogrammen, Prophylaxe übertragbarer Krankheiten und weitere Arten von Harm Reduction, sieht ein wichtige Aufgabe in der Pflege einer menschenwürdigen Haltung gegenüber Drogenkonsumenten, welche sich darin äußert, diese als hilfsbedürftige Menschen zu sehen — und nicht als Verbrecher, die es einzusperren gilt.

Die Gruppierung „Antidealer“ erschien bei dem Festival zwei Mal. Zum ersten Mal tauchten Mitglieder von „Antidealer“ unmittelbar bei der Veranstaltung des Projekts „Narcophobia“ am 4. November auf, jedoch reichte ihnen das Material dieser Präsentation anscheinend nicht aus, um einen öffentlichen Skandal anzuzetteln. Am Samstag, dem 7. November, kamen die Vertreter der Bewegung erneut, diesmal in Begleitung zweier Fernsehteams: „Rossia“ und REN-TV. Wohlgemerkt hatten die Organisatoren selbst im Vorfeld des Festivals die Vertreter dieser Medien zu ihren Veranstaltungen eingeladen, jedoch haben die Journalisten es vorgezogen, lieber auf die Einladung seitens der Organisation „Antidealer“ zu reagieren.

Die Vertreter dieser Bewegung stürmten während eines Vortrags über moderne Kunst für Kinder herein. Sie verhielten sich von Beginn an sehr aggressiv, ließen schreiend Beschuldigungen verlauten, die Organisatoren würden Drogen unter Kindern propagieren und riefen sogleich ein Polizeikommando. Der Abgeordnete der LDPR (Liberal-Demokratische Partei Russlands*2 — Anm. d. Übers.) Dmitrij Nosov, der an der gesamten Aktion rege teilnahm, wandte sich, kaum hereingekommen, sehr privatim an ein Mitglied der Festival-Arbeitsgruppe: „Na, Tatjana, jetzt ist aber Schluss mit lustig, was? Das gibt Knast!“ Doch anscheinend wurde der Gruppierung schnell bei dem Kunstvortrag langweilig, sie verließen den Raum zusammen mit dem Kamerateam in Richtung einer anderen Etage des Gebäudes, wo gerade die Eröffnung einer Konferenz zum Thema Psychiatrie vorbereitet wurde. Dort lagen auf Tischen verteilt verschiedene Flyer und Handouts — Informationsmaterialien der am Festival teilnehmenden Projekte, z.B. feministische Zines zum Thema Vergewaltigung u.Ä. Die Hereingestürmten begannen mit diesen Materialien vor den Kameras zu wedeln und beschuldigten die teilnehmenden Projekte in „Propaganda von LGBT, Drogen, Extremismus und Feminismus“. Im Nachhinein erstatteten sie diesbezüglich Anzeige bei der Polizei gegen die Organisatoren des Festivals.

Am Sonntag, dem 8. November, waren wir gezwungen, alle Veranstaltungen am letzten Tag des Festivals abzusagen: Die Besitzer der Räumlichkeiten, in denen das Festival „MediaUdar“ durchgeführt werden sollte, hatten einen Anruf von der Polizei erhalten, dass auf dem Territorium eine Kontrolle durchgeführt werden soll, woraufhin sie das Festival baten, die gesamten Ort zu räumen.

Es muss erwähnt werden, dass ein Vorgehen der Organisation „Antidealer“, wie wir es beobachten konnten, in keiner Weise sie dem Ziel näherzubringen vermag, welches sie zu verfolgen behaupten: der Drogenkriminalität entgegenzuwirken. Es ist offensichtlich, dass sie mit ihrem brutalen Eindringen in keiner Weise die Kinder vor irgendetwas geschützt haben, sondern ganz im Gegenteil ihnen Angst eingejagt und einige sogar zum Weinen gebracht haben, noch dazu gegen den vehementen Protest der Eltern darauf beharrten, weiter jene zu filmen. Einige von denen, die an der wissenschaftlichen Psychiatrie-Konferenz teilnehmen sollten, leiden selbst an psychischer Instabilität — durch die aggressive und drohende Haltung ihnen gegenüber wurden einige so stark erschüttert, dass es für sie unmöglich wurde, die geplanten Vorträge zu halten. Unter den Veranstaltungen am folgenden Tag, die man alle gezwungen war abzusagen, waren eine internationale Ausstellung, mehrere Kinovorstellungen, Theater-Performances und vieles mehr.

Hätten diese Personen allerdings tatsächlich vorgehabt, zu verstehen, wohin sie gekommen waren, so hätten sie leicht erkennen können, dass die Aufgabe des Festivals nichts mit dem zu tun hat, was sie den Organisatoren vorwarfen. Unsere Veranstaltungen sind in keiner Weise darauf ausgerichtet, diese oder jene Ideen zu propagieren, sondern zielen im Gegenteil darauf ab, eine Plattform für friedliche Zusammenkunft und den gemeinsamen Dialog zu schaffen, um miteinander Kontakte zu knüpfen und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen — dies alles schien jedoch in keiner Weise zu den Plänen der Mitglieder der Bewegung „Antidealer“ zu gehören.

mehr Fotos

http://mediaudar.net/2015/11/07/antidiler-protiv-festival-mediaudar/

 

*1 Das Wort „udar“ bedeutet im Russischen „(Ein-/Auf-)Schlag“ (Anm. d. Übers.)

*2 Die Liberal-Demokratische Partei Russlands wurde 1992 durch Wladimir Schirinowski gegründet. Trotz ihres Namens änderte die Partei mehrfach ihre politische Plattform und vertrat die Positionen von extremem Nationalismus, Chauvinismus und Antiliberalismus, de facto aber stets die aktuellen Machthaber unterstützend.


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